Erster Saisonkampf wird zur emotionalen Achterbahn

Verspätet startete die Ringerstaffel Sense in die diesjährige Mannschaftsmeisterschaft. Durch ein Freilos am ersten Kampftag und der kurzfristigen Absage des Matches gegen Lutte Team Valais vergangene Woche griff das Team von Headcoach Armin Gugler erst am dritten Wettkampfwochenende ins Geschehen ein. Die RRTV Weinfelden lud zum Auswärtsmatch.

 

Nach ihrer Verletzung kurz vor der WM war lange nicht klar, ob Svenja Jungo dem Team in der Meisterschaft zu Diensten stehen würde. Doch die junge Senslerin hielt sich strikt an die ärztlichen Weisungen und schonte sich bis am Freitagmorgen Gewissheit herrschte: ihre Handverletzung ist genesen, sie kann wieder loslegen! Und sie legte los: Nach 6 Wochen ohne Mattentraining war ihre Vorfreude aufs Ringen immens und sie zeigte, dass sie nichts von ihrem Können verlernt hatte. Bereits nach kurzer Zeit, zwei Beinangriffe und diverser Schrauben am Boden stand es 16:0 und der erste Kampf war vorzeitig beendet.

Ganz anders verlief es aus Sensler Sicht im zweiten Kampf: Matthias Käser wurde im Schwergewicht eingesetzt, zwar nicht sein eigentliches Kampfgewicht, doch der physisch starke Sensler hatte schon öfters schwereren Gegnern Paroli bieten können. Nach einer Unachtsamkeit zu Beginn des Kampfes und einem frühen Rückstand wollte Mättu zu hektisch seinen Fehler wett machen und lief prompt in einen Kopf-Hüft-Schwung seines Gegners, aus dessen Endfesslung er sich nicht mehr lösen konnte und eine Schulterniederlage hinnehmen musste.

Den ersten Kampf über die volle Distanz bot anschließend Pascal Jungo. Sein Gegenüber kontrollierte er zu Beginn des Kampfes und schaffte einen Punktgewinn am Mattenrand. Unverständlicherweise wurde er dann in die Bodenlage geschickt, wohl weil er als Freistiler die aufrechte Körperhaltung im griechisch-römischen Stil nicht gewohnt ist und daher dem Kampfrichter den Anschein der Passivität bot. Einen Überroller musste er seinem Gegner zugestehen, bevor es mit leichtem Rückstand in die Pause ging. Im zweiten Abschnitt wurde korrekter Weise ihm die Chance zuteil, aus der Bodenlage heraus zu versuchen zu punkten, was ihm auch gelang und somit den Punktestand zu seinen Gunsten zu wenden. Am Ende stand ein knapper, aber verdienter 4:3 Sieg.

Noah Schwaller trat, wie viele Sensler an diesem Abend, ebenfalls in einer höheren Gewichtsklasse als gewohnt an. Bis 97, anstatt seinen gewohnten 80kg, konnte er aber im freien Stil seinen Kampf sehr souverän gestalten. Es gelang ihm immer wieder die vereinzelten Angriffe seines Gegners abzuwehren und selbst einige Punkte zu sammeln. Durch geschickte Tempoverschärfungen entging er den Passivitätsansagen des Kampfrichters und kurz vor Schluss gelang ihm mit einer Überführung in die Bodenlage eine wichtige 2er Wertung, die am Ende ein 5:0 und somit 3 Mannschaftspunkte bedeutete.

Im letzten Kampf vor der Pause stand Eveline Lötscher dem erfahrenen Weinfelder Urs Wild gegenüber. Den Beginn des Kampfes konnte Eveline offen gestalten und sowohl Angriffe abwehren als auch selbst zu Attacken ansetzten. Doch nach einer gelungenen Überführung in die Bodenlage fand sie gegen die Durchdreher keine Abwehrmöglichkeit und musste sich leider auspunkten lassen.

Somit stand es zur Halbzeit trotz dreier gewonnener Einzelkämpfe nur 7:7 Unentschieden.

Die zweite Hälfte begann dann leider nicht im Sinne der Sensler. Erneut war es der griechisch-römische Stil, ja sogar derselbe Griff, der wie bereits im Schwergewicht nun Pascal Sperisen in der 86kg Klasse zu Fall bringen sollte. Pascal hatte eigentlich einen guten Stand, konnte selbst immer wieder seinen Gegner aufziehen und im Zwiegriff den besseren Druck aufbauen, doch es gelang ihm nicht, durchzuziehen. Eine kleine Unachtsamkeit und etwas zu viel Gegendruck reichten seinem Gegner aus, dieser nutzte die Chance und zog selbst, was ihm gelang und zur Schulterniederlage für den Sensler führte.

Einen bemerkenswerten Kampf bot Melvin Feyer. Ebenfalls im Greco ließ der junge Sensler von Beginn an keine Zweifel daran aufkommen, wer diesen Kampf als Sieger beenden sollte. Nachdem er zunächst einen Hüfter-Versuch seines Gegners auskonterte und anschließend für eine wunderbare verkehrt Kopfrolle aus dem Stand keine Punkte bekam, setzte er am Mattenrand zur Schleuder an und holte sich so kurz vor der Pause eine 4er Wertung, nach der 30-sekündigen Unterbrechung, machte er dann mit einem eigenen Kopf-Hüft-Schwung alles klar, fixierte seinen Gegner am Boden und gewann durch Schultersieg.

Jan Faller machte dort weiter, wo er letztes Jahr aufgehört hatte, mit attraktivem Angriffsringen vom Feinsten. Zwar musste der Meister des Ausringens im ersten Abschnitt 2x Punkte abgeben, doch hatte er sein Gegenüber auch genauso oft am Rande einer Schulterniederlage. In der zweiten Runde beschränkte sich sein Gegner nur noch auf Schadensbegrenzung und wollte unbedingt der Schulterniederlage entgehen, dies gelang ihm auch, da Jan kein adäquates Mittel mehr fand, um ihn in solch eine Bedrängnis zu bringen, der sichere Sieg war allerdings auch nur noch Formsache.

Nach überstandenem Infekt zeigte Ronan Feyer ebenfalls in der ersten Kampfhälfte sein ganzes Können. Auch hier führten fragwürdige Entscheidungen dazu, dass er weniger Punkte auf der Anzeigetafel vernehmen konnte, als ihm und dem Sensler Trainerteam lieb gewesen wäre, so führte sein Tschumpeli zu keinen Punkten und der anschließende Bodenkampf nutzte sein Gegner, um Ronan selbst mit einem Nackenhebel in hohe Bedrängnis zu bekommen. Im zweiten Abschnitt war es dann neben Pech (seinen Doppelbeinangriff konnte er nur zu einer 2er Wertung vollenden, gab selbst aber bei gleichem Griff gegen ihn eine 4er Wertung ab) auch noch die fehlende Physis des sonst konditionell so starken Sensler mit einem ausschlaggebenden Punkt, dass er trotz großen Kampfes eine 6:12 Niederlage hinnehmen musste.

Somit kam es beim Zwischenstand von 17:17 auf den letzten Kampf an. Jonas Schwaller wurde von Vater und Greco Coach Andreas Schwaller gut darauf eingestellt. Die Lehren aus den vorherigen Kämpfen zeigten, man muss auf die Schwunggriffe der Weinfelder Greco-Athleten aufpassen. Jonas konnte den Kampf von Beginn an kontrollieren, doch auch er ließ sich am Mattenrand, kurz vor dem eigenen Punktgewinn, dazu hinreißen zu viel Druck zu geben und flog prompt in eine Schleuder. Dessen unbeirrt machte er weiter von der Mattenmitte aus Druck und somit wurde folgerichtig die Bodenlage für seinen Gegner angeordnet. Was dann geschah, war nicht vorherzusehen. Zuerst bekam sein Gegner eine Verwarnung wegen Blockieren, die neu angeordnete Bodenlage nutzte Jonas Blitzschnell aus und zog zwei wunderbare Ausheber, die jeweils eine 4er Wertung brachten. Doch damit nicht genug, sein Gegner wurde wegen Beinarbeit nochmals verwarnt und somit stand es plötzlich 13:4 zu Gunsten von Jonas. Die Halbzeitansage war klar: dieses Ergebnis muss über die verbleibende Zeit gebracht werden. Die letzten 3 Kampfminuten waren an Dramatik nicht zu überbieten. Jonas versuchte alles, seinen Gegner zu kontrollieren, diesem war klar, mit einfachen Punktgewinnen wird es nicht reichen, er musste die großen Würfe ansetzen. Es war ein Kampf auf Messers Schneide, mit dem besseren Ausgang für den jungen Sensler. Am Ende stand es 13:9, beide Ringer lagen erschöpft am Boden, doch Jonas wurde von seinen jubelnden Mannschaftskollegen schnell auf die Beine geholfen, denn die RS Sense hatte soeben den ersten Kampf der Saison in einem hochdramatischen Finish für sich entscheiden können.

Nach solch einem Start dürfen wir uns wohl auf weitere packende Ringkampfabende in dieser Saison freuen. Die Vorfreude ist jedenfalls schon einmal geweckt.

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